Psychoanalyse muss an den Universitäten gelehrt werden, weil sie:

  • wissenschaftlich fundiert und anerkannt ist
  • interdisziplinäres Denken und Handeln fördert
  • Sinn und Verstehen in allen Bereichen betont
  • mit 115 Jahren Theoriebildung in die Zukunft blickt
  • wissenschaftliche Paradigmen reflektiert und herausfordert

(1) Wissenschaftlich
Die Psychoanalyse ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren zur Therapie von psychischen Störungen. In Deutschland bilden die Psychodynamischen Verfahren, eins von zwei Richtlinienverfahren, die vom Wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie anerkannt sind und bei denen die Behandlungskosten von den Krankenkassen übernommen werden. Nach wie vor findet international auch wissenschaftliche Forschung zu psychoanalytischen Theorien statt.

(2) Interdisziplinär
Die Psychoanalyse hat schon von Beginn die unterschiedlichsten Gebiete zum Feld ihrer Forschungen erklärt: medizinische Fälle, alltägliche Versehen, kulturelle Bewegungen, mythische Strukturen… Diesen metapsychologischen Anspruch hat sie nie aufgegeben – und so ist sie stets der theoretische Ausgangspunkt für eine Vielzahl von unterschiedlichen Forschungsprojekten aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Richtungen gewesen. So trifft die Archäologie auf Linguistik, die Medienforschung auf die Neurowissenschaften und die Philosophie auf die Medizin.

(3) Hermeneutisch
Nicht alle Wissenschaft muss erklären. Manche Forschungsobjekte, darunter das Unbewusste, sind in ihrer Komplexität und hohen Individualität kaum für einen Zugang geeignet, der nur allgemein gültige Prinzipien wahrnimmt. Ein Zugang zum Menschen, der bedeutungstragende Strukturen wie Narrative produziert, besteht in der Interpretation dieser Strukturen. Insofern ist die Psychoanalyse auch eine Interpretationswissenschaft.

(4) Alt, aber beweglich
Die Psychoanalyse hat rund 115 Jahre voller neuer, sehr unterschiedlich ausgerichteter Entwicklungen hinter sich. Eine Vielzahl von Strömungen älteren und neueren Ursprungs trifft innerhalb dieser Disziplin aufeinander. Daher könnte man ihr vielleicht Uneinigkeit, aber sicher nicht Antiquiertheit und Einfachheit vorwerfen – außer man hat sich die Lektüre von 115 Jahren psychoanalytischer Theorie gespart.

(5) Reflektiert
Seit jeher hat die Psychoanalyse die Erforschung der menschlichen Psyche auf individueller und allgemeiner Ebene vorangetrieben und dabei eine große Vielfalt von Methoden verwendet: die Säuglingsbeobachtung, die Interpretation von Träumen, Märchen und Mythen, die biographische Forschung usw. So lässt sich die Psychoanalyse auch im Angesicht einer modernen Psychologie, die allein experimentell produziertes Wissen für gültig hält, nicht davon abbringen, „passendere“ Zugänge zum Menschen vorzuschlagen, und stellt so in Frage, was wir herkömmlich für wissenschaftlich halten.

Diese Gründe möchten wir mit einigen Dokumenten bestärken, welche Sie auf der Unterseite Blog finden können.

Als Ziele möchten wir erreichen, dass

  • psychoanalytische Konzepte und deren Anwendung langfristig in die Lehrpläne des Fachs Psychologie an deutschen Hochschulen integriert werden
  • Studierende, die eine Tätigkeit als Therapeut*in anstreben, über psychoanalytische wie über verhaltenstherapeutische Theorie und Praxis in gleichem Maße informiert werden, sodass ihnen eine fundierte Entscheidung für eine psychotherapeutische Ausbildung möglich ist
  • unbegründete Vorurteile gegenüber der Psychoanalyse durch Bildung abgebaut werden
  • die Stärken und Schwächen der Psychoanalyse in gleichem Maße kritisch gewürdigt werden wie die der Verhaltenstherapie
  • ein Netzwerk von Studierenden mit Interesse an psychoanalytischem Denken entsteht